2012/01/09

Der Führer im Sportpalast

Der Führer im Sportpalast

Als Auftakt des großen Wahlkampfes zum 12. November [1933], den der Führer, wie alle bisherigen Wahlkämpfe, unter stärkstem Einsatz seiner eigenen Person leitete, und der ihn wiederum kreuz und quer durch Deutschland führte, sprach Adolf Hitler im Berliner Sportpalast am 24. Oktober [1933]. Er führte aus:
Meine deutschen Volksgenossen und -genossinnen!

Wenn man im Leben sehr schwere Entschlüsse zu treffen hat, dann ist es immer gut, den Blick in die Vergangenheit zurückgleiten zu lassen, um sich selbst dabei zu prüfen, ob der zu treffende Entschluß richtig ist, ob er sich zwangsläufig aus dem ergibt, was hinter einem liegt, und aus dem, was zwangsläufig als Folgeerscheinung in der Zukunft kommen muß. Und so will ich denn auch zunächst einen Blick in die Vergangenheit werfen, nicht, um alte Wunden aufzureißen, sondern nur, um festzustellen, warum wir so handeln müssen und nicht anders handeln können, wenn wir nicht auf der Welt überhaupt die Daseinsberechtigung als großes Volk und damit unsern Lebensanspruch preisgeben wollen.

Wir haben aus der Geschichte gelernt, daß auf die Dauer das Leben nur den Völkern gegeben wird, die gewillt sind, ihr Leben, ihre Ehre vor der Welt zu vertreten.

Als die Revolution im Jahre 1918 zur Ergebung zwang und wir diese Ergebung vollzogen im damaligen verständlichen Vertrauen vieler Deutscher auf die Zusicherung eines Staatsmannes, des Präsidenten Wilson, da hatte ein Kampf sein Ende gefunden, der vom deutschen Volke - wir müssen das immer und immer wiederholen - nicht gewollt war. Wenn das deutsche Volk und auch seine Regierungen diesen Kampf gewollt hätten, dann wäre er zu einer anderen Zeit und unter anderen Voraussetzungen abgelaufen.

Wir wollen heute auch nicht darüber streiten, wen nun eigentlich die Schuld trifft. Es mag ein Verhängnis gewesen sein, für das sicher Menschen verantwortlich sind. Das eine aber wissen wir: unser Volk hat den Krieg nicht gewollt - er kam über dieses Volk genau so wie er vielleicht über andere Völker gekommen ist. Es hat damals nur sein Leben und seine Existenz mutig und tapfer verteidigt.

Und wenn wir damals der Überzeugung waren, daß wir unsere Freiheit verteidigen mußten, dann hat der Friedensvertrag von Versailles uns nicht eines anderen belehrt, vielmehr hat er uns gezeigt, was uns tatsächlich bevorstand.

Was hat das deutsche Volk damals getan? Nichts anderes, als was die anderen Völker auch taten. Es hat seine Pflicht erfüllt! Daß wir dann am Ende unterlegen sind, ist für uns ein großes Unglück gewesen, Unehre war es nicht. Wir haben tapfer gekämpft bis zum letzten Augenblick. Erst als wir sahen, daß jeder Widerstand schon infolge der Revolution in der Heimat vergeblich war, haben wir uns auf Grund von Zusicherungen ergeben. Wir wußten genau, daß man in der Weltgeschichte selbstverständlich das Recht, den Frieden zu bestimmen, dem Sieger zubilligt. Allein der Sieger kann nicht das Recht so auffassen, daß er damit einen moralischen Anspruch besitzt, das Volk, das das Unglück hatte, zu unterliegen, als zweitklassiges und damit selbstverständlich auch zweitrechtiges für alle Zeiten zu erklären, besonders dann nicht, wenn der Besiegte die Waffen nur niederlegte, weil man ihm feierliche Zusicherungen gab. Wir haben die Waffen gestreckt in einem Augenblick, in dem die Gefahr bestand, daß ganz Europa unter Umständen in den Bolschewismus hineinglitt. Denn das war nicht nur danmals, sondern ist auch heute die Erkenntnis, daß eine militärische Niederlage zugleich zu einer Katastrophe des Volkes werden kann, das seinen inneren Halt verliert und sich in ein Chaos auflöst. Ein solcher Vorgang kann für die anderen Völker nicht gleichgültig sein. Ein Volk wird durch Bazillen vernichtet, die von diesem nunmehr gewonnenen Herd aus ihre Vergiftung weiter treiben.

Die Infektionsgefahr ist seitdem in Europa nicht kleiner, sondern eher größer geworden. Die Folgen des Ausbruchs einer solchen Erkrankung müssen uns klar sein. Im westlichen Europa mit seinen dichten Besiedlungsverhältnissen würde ein kommunistisches Chaos zu einer Katastrophe führen. Wenn in einem Gebiet, in dem auf 82 Bauern 18 Städter kommen, die Not schon so groß werden kann, daß Millionen Menschen nichts mehr zu essen haben, wie würde es erst in einem Gebiet werden, in dem auf 25 Bauern 75 Städter kommen! Die Katastrophe wäre unvorstellbar.

Bei Friedensschluß hätte man wirklich erwarten können, daß die andere Welt diese Gefahr berücksichtigen würde. Sie hat es nicht getan. Es ist ein Frieden geschlossen worden ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit, ja ohne Rücksicht selbst auf die primitivste Vernunft; ein Frieden, bei dem nur ein einziger Gedanke Pate stand: Wie kann man den Geschlagenen unterdrücken, wie kann man den Geschlagenen um jede Ehre bringen, wie kann man ihn für alle Zeit als den Schuldigen festnageln! Ein Frieden, der nicht Friede war, sondern der zur Verewigung des Hasses der Völker führen mußte.

440 Paragraphen, von denen uns die meisten beim Lesen die Schamröte ins Gesicht treiben, ein Frieden, der nicht zu vergleichen ist mit ähnlichen Vorgängen aus früherer Zeit. Ich darf darauf hinweisen, daß im Jahre 1870 kein Mensch an der damaligen Kriegsursache und damit an der Kriegsschuld zweifeln konnte. Und ebenso konnte nicht daran gezweifelt werden, daß wir damals die Sieger gewesen sind. Was aber hat Deutschland den Besiegten aufgebürdet? Den Verlust eines Gebietes, das einst deutschen Ursprungs war, eine finanzielle Last, die in keinem Verhältnis stand zu dem Vermögen des damaligen Gegners, zu seinem natürlichen Reichtum, eine Last, die in knapp drei Jahren vollständig abgedeckt war. Und im übrigen nicht eine einzige die Ehre des Volkes kränkende Klausel, gar nichts, was die Zukunft dieses Volkes irgendwie hätte bedrücken können. Keine Behinderung seiner eigenen Entwicklung, seines Eigenlebens, seiner Möglichkeiten, seiner Fähigkeiten, nicht der geringste Versuch, seine Wehrmacht für die Zukunft niederzuhalten. Nein, nichts von alledem. Nach drei Jahren war Frankreich tatsächlich vollständig frei.

Der letzte Frieden aber war überhaupt nicht mit dem Maßstabe der Vernunft zu messen. Was hat es noch mit Vernunft zu tun, wenn man auf der einen Seite die Tatsache einer 65-Millionen-Nation doch nicht aus der Welt schaffen kann und ihr auf der anderen Seite die Lebensmöglichkeit nimmt. Dieser Friedensvertrag fußt auf dem kapitalen Irrtum, daß das Unglück des einen das Glück des anderen sein müßte, auf dem Irrtum, daß das wirtschaftliche Unglück des einen Volkes das wirtschaftliche Glück des anderen mit sich bringen würde.

Heute hat sich ja die Auffassung der Welt auch darüber etwas geändert. Man hat gesehen, daß man nicht eine 65-Millionen-Nation einfach aus dem Gefüge der Weltwirtschaft herausbrechen kann, ohne daß man selbst davon betroffen wird. Im Laufe der Jahre hat man unterdes eingesehen, daß ein solcher Vorgang alle früher oder später gleichmäßig treffen muß, und es sind ja auch alle getroffen worden. Dieses Motto: "Schädige, soweit du deinen früheren Gegner schädigen kannst", dieses Motto hat sich als ebenso unfruchtbar in wirtschaftlicher Hinsicht erwiesen wie als unfruchtbar zur wirklichen inneren Befriedung der Welt. Aus diesem Widersinn heraus kam die Politik der Reparationen auf der einen Seite und der wirtschaftlichen Knebelung auf der anderen. Man bürdete einem Volk die Reparationslast auf und raubte ihm alle Voraussetzungen zur Erfüllung. Ein Widersinn, der späteren Generationen einmal in der Geschichtsforschung völlig unverständlich sein wird.

Wann ist jemals ein Frieden in der Welt geschlossen worden, der nicht einmal eine fixierte Summe seiner Schuld dem Gegner bekanntgibt, sondern wo es einfach heißt: dieses Volk verpflichtet sich, zu bezahlen, was nachträglich festgesetzt wird. Und was hat man festgesetzt? Man kam bei dieser Festsetzung niemals zu einem endgültigen Ergebnis. Die Summen schwankten zwischen 100 und 200 Milliarden, Beträge, die naturgemäß niemals überhaupt zu leisten sind, die aber genügten, um zu einer vollständigen Zerstörung des ganzen wirtschaftlichen Lebens der Welt zu führen. Denn es war klar, daß diese Forderungen normal überhaupt nie beglichen werden konnten. Wollte man sie begleichen, mußte man eine Umschuldung vornehmen, d. h. die politische Schuld in eine wirtschaftliche verwandeln. Diese Verwandlung in eine Wirtschaftsschuld bedeutet aber im Endergebnis nichts anderes, als daß die Kontribution in einen Zinsendienst verwandelt wird. Das heißt also, der Zinsendienst wird genau dieselben Wirkungen ausüben wie vorher die Kontributionen.

Das deutsche Volk mußte sich sofort auf den Weltmarkt stürzen, es mußte stärker produzieren. Die anderen Völker taten dank ihrer Schuldverpflichtungen aus dem Krieg dasselbe. So erlebten wir in 15 Jahren diesen wahnsinnigen Kampf um den Weltmarkt. Aber nicht etwa, um die Völker glücklich zu machen, um ihnen das Leben zu ermöglichen; nein, um Reparationen und um Zinsen zu zahlen, die man nur in internationalen Werten begleichen konnte.

Es beginnt jenes Ringen, das dahin führt, daß ein Volk um das andere gezwungen wird, eine Rationalisierung einzuführen, die es ebenso mit neuen Kapitallasten beschwert, wie umgekehrt immer mehr Arbeiter aus der Produktion herauszieht: Je mehr dieser Prozeß fortschreitet, um so größer wird zwangsläufig die Konkurrenz um die an sich schon verschwindenden Absatzmärkte der Welt. Das Ende ist dann, daß man außerdem noch den Währungskrieg beginnt und nun die Nationen sich gegenseitig um eines reinen Phantoms willen zugrunde richten.

Wir haben diesen Prozeß des langsamen Ruins der ganzen Weltwirtschaft nun vierzehn Jahre hinter uns. Das Ergebnis sehen wir. Dieser Friede, der die Welt von allen Leiden heilen sollte, dieser Friede hat in Wirklichkeit die Welt in ein maßloses Leid gestürzt. Millionenarmeen von Arbeitslosen sind die lebenden Zeugen für die Unvernunft derer, die diese Verträge gemacht haben. Es waltet hier eine höhere Gerechtigkeit, die diese Unvernunft nun an allen gerächt hat, nicht nur an den Besiegten, sondern auch an den Siegern. Es gibt gar kein vernichtenderes Urteil über diesen Friedensvertrag als die Tatsache, daß er nicht nur die Besiegten in maßloses Unglück gestürzt, sondern auch den Siegern keinen Nutzen gebracht hat. Man kann eben auf die Dauer nicht eine Weltordnung aufbauen auf dem Gedanken des Hasses; man kann nicht auf die Dauer in Europa eine Lebensgemeinschaft aufbauen zwischen Nationen, die nicht gleichberechtigt sind. Das ist auf die Dauer unerträglich und muß zur Zerstörung einer solchen Gemeinschaft führen. Es ist nicht zu bestreiten, daß nach über 13 Jahren dieser Friedensvertrag Europa keinen Frieden gebracht hat, sondern ewige Unrast, Unruhe, Mißtrauen, Haß, Unsicherheit, Verzweiflung.

Und so, wie man wirtschaftlich sinnlos handelte, handelte man auch politisch sinnlos. Nur ein einziges Beispiel: Zwischen Polen und Deutschland wird der Korridor gelegt. Es hätte sich damals eine andere Lösung finden lassen. Es gibt in Europa Deutsche, es gibt in Europa Polen. Die Beiden werden sich daran gewöhnen müssen, nebeneinander und miteinander leben zu müssen und auszukommen. Weder können die Polen das deutsche Volk aus der europäischen Landkarte wegdenken, noch sind wir unverständig genug, um etwa die Polen wegdenken zu wollen. Wir wissen, beide sind da, sie müssen miteinander leben. Warum legt man ihnen dann einen Zankapfel in ihr Leben hinein? Alles vermochten die Mächte damals. Warum mußten sie das tun? Nur um den Haß zu verewigen, nur um Völker, die miteinander auskommen würden, in Zwietracht zu stürzen.

Es wäre wirklich möglich gewesen, leicht einen anderen Weg zu finden, um beiden Ländern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Aber man wollte das ja nicht. Dieser Frieden hat eben überall den Gedanken: wie kann man den Unfrieden künstlich für die Zukunft weitererhalten. Es ist klar, daß man so nicht etwa zu einer Befriedung der Welt und zu einer Abrüstung kommen wird, sondern zu einem noch größeren Unfrieden und damit zu einer dauernden Steigerung der Rüstungen.

Wir wissen auch hier, was man damals versprach. Man sagte: Die Welt ist nur gerüstet, weil die Deutschen gerüstet sind, daher müssen die Deutschen abrüsten, damit die Welt auch endlich ihre Rüstung ablegen kann.

Nun gut, wir haben abgerüstet! Die andern können das mit drehen und deuteln nicht wegbringen. Noch niemals hat ein Volk, ich möchte geradezu sagen, selbstmörderischer seine Waffen zerstört und verschrottet, als das deutsche Volk. Wir waren damals ein starkes Volk, hatten eine der größten Armeen und haben uns abgerüstet buchstäblich bis zum Nichts. Die Welt hätte da folgen können, wenn sie nicht künstlich die Abrüstung verhindert hätte. Sie hätte das um so leichter tun können, als sie damals nicht sagen konnte, in Deutschland sei ein kriegerischer Geist. 13 Jahre hatten sie Zeit gehabt, sich mit dem deutschen Volke zu verständigen, in einer Zeit, da nicht wir regierten, sondern unsere Antipoden, Männer ihres eigenen Geistes, Demokraten und Weltpazifisten. Warum hat man denn nicht abgerüstet?

Sie werden wohl nicht behaupten wollen, daß etwa vom damaligen Deutschland der Welt eine Gefahr gedroht hätte. Sie werden wohl nicht behaupten wollen, daß die Regierungen, von Ebert angefangen bis in die neueste Zeit, aus ihrer demokratischen Weltanschauung heraus den anderen Demokraten gefährlich geworden wären. Man kann den früheren Regierungen alles vorwerfen, etwas kann man ihnen nicht vorwerfen: daß sie kriegslüstern gewesen sind. Nein, man hat erst einen unvernünftigen Vertrag gemacht und hatte dann das Gefühl, daß zur Behütung dieses monströsen Vertrages ungeheure Armeen notwendig sind.

Es ist ja nicht so, daß etwa all diese Staaten sich vor Deutschland fürchteten - das wäre zu viel Ehre für uns. Nein, sie rüsteten untereinander nicht ab. Aber es ist angenehm zu sagen: Wir würden alle ja abrüsten, so wie wir hochgerüstet haben, wenn nicht dieses Deutschland wäre! Sie rüsten untereinander nicht ab und sind damit in das Wettrüsten erst hineingekommen. Das deutsche Volk hat sich in seinen Regierungen damals diesen Verträgen immer unterworfen.

Die Frage ist bloß: was haben Forderungen denn für einen Sinn, wenn der, der sie unterschreibt, weiß: das kann ich gar nicht erfüllen, und auch die Gegner sagen: Wir glauben nicht, daß sie das erfüllen werden! Was hat das alles für einen Sinn?

Nur einen: Die Welt in ewige und andauernde Unruhe zu stürzen, keine Beruhigung eintreten zu lassen, die Völker ununterbrochen gegeneinander zu bringen, sie mit Haß zu erfüllen und mit Hoffnungen auf der einen Seite, die auf der anderen Seite dann enttäuscht werden müssen. Auf die Dauer kann man auf solchen Prinzipien keine Völkergemeinschaft aufrichten, und auf die Dauer können, besonders in Europa, die Völker nur leben, wenn sie wieder zu einer Gemeinschaft zurückkehren. Es wird sich herausstellen, daß der Gedanke, es könnte der eine Teil ohne den anderen für immer auskommen, ein falscher Gedanke ist.

Die Folgen davon sind nun zweifache gewesen, auf der einen Seite für unser Volk eine grauenhafte materielle Not und auf der anderen Seite eine nicht minder große moralische Verzweiflung und Not. Die Welt hat leider von ihr zum größten Teil keine Kenntnis genommen. Man hat meistens unsere Verhältnisse nur sehr oberflächlich beurteilt. Man hätte sich einmal die Mühe machen sollen, in unsere Massenquartiere zu gehen, in unsere Proletarierviertel, in unsere Proletarierstädte, in die Elendsgebiete Mitteldeutschlands und Sachsens, dann hätten sie ein anderes Bild von den Segnungen und Wirkungen ihres sogenannten Friedensvertrages bekommen. Wir kennen diese "Segnungen"!

Die Wirtschaft einer ganzen Nation ist zerstört worden; Millionen Menschen haben ihren letzten Spargroschen verloren, Hunderttausende ihre Existenz; ein ganzer Bauernstand ist langsam dem Ruin ausgeliefert worden; der Mittelstand wurde proletarisiert und die Arbeiter selbst sind verelendet, ihr Lebensstandard ist dauernd gesunken. Am Ende standen wir mit 6 - 7 Millionen Erwerbslosen da. Das ist ein Drittel der Gesamtzahl derer, die überhaupt im Erwerbsleben tätig sind. Es ist heute noch entsetzlich, zu wissen, daß 13 Millionen bei uns tätig sind und daß fast vier Millionen keine Tätigkeit besitzen; und vor wenigen Monaten erst waren elf Millionen tätig und über sechs Millionen nicht tätig. Es ist ein grauenhaftes Resultat einer politischen "Befriedung" Europas, ein Resultat, das allerdings nicht auf Deutschland allein beschränkt blieb, sondern sich den anderen Nationen mitteilte. Auch dort konnten wir erleben, wie die Not ganz ähnlich zu wirken begann, die Arbeitslosigkeit ganz ähnliche Formen annahm. Dazu kamen noch in Deutschland die Zerstörung von Treu und Glauben, die Vernichtung unserer gesunden Finanzen. Das ganze deutsche Volk und das ganze Deutsche Reich wurden so langsam ausgehöhlt und dem Zusammenbruch nahegebracht. Und da müssen wir doch einmal sagen: Glaubt denn die Welt, glauben die Leute, die über Deutschland schreiben, wirklich, daß auf die Dauer eine Millionen-Armee von sieben oder acht oder neun oder zehn Millionen Erwerbsloser ertragen werden kann, ohne daß das zum Zusammenbruch führt? Sie tun fast so, als ob es für uns ein Vergnügen gewesen sei, den Kampf dagegen aufzunehmen. Wir haben ihn aufgenommen, um den vollständigen Ruin aufzuhalten! Deshalb!

Der Weg, den Europa ging, war der direkte Weg in den Bolschewismus hinein. Und was dieser Bolschewismus für Europa bedeutet hätte, das brauche ich nicht auszumalen.

So ist es ganz klar, daß in Deutschland, wenn überhaupt eine Rettung kommen sollte, der Kampf gegen diese Entwicklung aufgenommen werden mußte. Wir haben ihn nun aufgenommen. Wir haben damit genau dasselbe getan, was in Italien eine ähnliche Bewegung vor uns schon tat. Wir haben versucht, das deutsche Volk von diesem Abgrund wieder zurückzureißen. Es war das keine leichte Arbeit, sondern eine sehr schwere.

Das deutsche Volk wählte sich ein neues System, um damit seiner Not Herr zu werden. Als wir am 30. Januar mit der Bildung der Regierung betraut wurden, wußten wir alle, daß nicht für uns eine Zeit des Nichtstuns begann, sondern eine Zeit unerläßlicher Arbeit. Wir hatten damals keine glänzende Erbschaft vor uns, sondern einen Zusammenbruch auf allen Gebieten des Lebens. Man mußte wirklich mit einem unerhörten Mute herangehen und ein grenzenloses Vertrauen besitzen, um überhaupt diese Arbeit zu übernehmen.

Wir haben ein Programm aufgestellt, das lautet: Nun müssen wir arbeiten und schaffen, um langsam das wieder gutzumachen, was zerstört war. Wir haben uns ein großes Programm aufgestellt mit dem ersten Ziel:

Kampf dem Marxismus, Kampf dem Kommunismus.

Denn wir sahen in ihm die Vernichtung des deutschen Volkes und sahen in ihm vor allem den Ruin des deutschen Arbeiters. Wenn ich mich gegen den Kommunismus wandte, dann nicht wegen der 100 000 Bourgeois - das konnte gleichgültig sein, ob die zugrunde gehen oder nicht -, wir taten es, weil wir das ganze deutsche Volk hier vor dem Ruin sahen, die Millionen seiner schaffenden Menschen und die Arbeiter in erster Linie mit. Man wird nicht bestreiten können, daß wir diesen Kampf heroisch und mutig durchgeführt haben.

Als zweites nahmen wir uns vor, sofort den Kampf aufzunehmen gegen unseren latenten politischen Zerfall. Wir haben das Programm aufgestellt, daß wir nur eine Einheit kennen, und wer sich dagegen wendet, ist unser Feind, und wird von uns bekämpft.

Aus dieser Gesinnung heraus faßten wir als weiteren Programmpunkt auf den Kampf gegen den Klassenkampf.

Und auch hier kann man nicht sagen: "Ihr habt Euch ja nur gegen die eine Seite gewendet." Wir haben sie alle zerschlagen und beseitigt, die auf ihre Klasse pochten und damit als politische Armee in die Erscheinung treten wollten. Wir sind genau so vor den Arbeiter hingetreten und haben ihm erklärt: "Volksgenosse, Du mußt zu Deinem Volk zurück, Du kannst Dich nicht als Klasse absondern von denen, die zu Dir gehören, mit denen Du leben mußt und ohne die auch Du zugrunde gehst." Wir sind aber genau so auch hingegangen zu unseren sogenannten Intellektuellen und haben ihnen nicht weniger gesagt: "Laßt Euren Standesdünkel, laßt Eure Partei der Vereinsamung! Bildet Euch nicht ein, daß Ihr besser seid!", und wir haben ihre Parteien genau so zerbrochen, wie wir die anderen zerbrochen hatten.

Wir haben weiter im deutschen Volke wieder langsam das Vertrauen hergestellt, das Vertrauen vor allem auf die eigene Kraft. Millionen Menschen sehen heute wieder anders in die deutsche Zukunft hinein wie früher. Es ist ein anderer Geist in dieses Volk gekommen. Das deutsche Volk glaubt nun wieder an ein mögliches Leben.

Wir haben weiter begonnen den Kampf für ein neues Recht. Wir wollten das Vertrauen in unsere Justiz wiederherstellen. Wir stellten zu diesem Zweck den Grundsatz auf, daß jeder vor dem Gesetz und vor dem Recht gleich ist, und wir haben keine Sekunde gezögert, bis in das Reichskabinett hineinzugreifen, um einen Missetäter bestrafen zu lassen ohne Rücksicht darauf, wer das sei und wer er wäre.

Nicht minder wollten wir nun den Kampf aufnehmen für eine bessere Moral. Und wir haben auch hier nicht theoretisch gehandelt. Was wir in diesen Monaten in Deutschland gesäubert haben, ist unerhört! Und dieser Säuberungsprozeß geht dauernd weiter.

Und nicht minder haben wir aufgenommen den Kampf gegen die Zersetzung unserer Religion. Ohne daß wir uns irgendeiner Konfession verpflichteten, haben wir doch wieder dem Glauben die Voraussetzung gegeben, weil wir der Überzeugung waren, daß das Volk diesen Glauben benötigt und braucht. Wir haben daher den Kampf gegen die Gottlosenbewegung nicht mit ein paar theoretischen Erklärungen aufgenommen, wir haben sie ausgerottet. Und vor allem haben wir die Priester aus der Niederung des politischen Parteistreites herausgeholt und wieder in die Kirche zurückgeführt. Es ist unser Wille, daß sie niemals mehr zurückkehren sollen in ein Gebiet, das für sie nicht geschaffen ist, das sie entwürdigt und das sie zwangsläufig in Gegensatz zu Millionen Menschen bringen muß, die im Innern gläubig sein wollen, aber Priester sehen möchten, die Gott dienen und nicht einer politischen Partei.

Und wir haben uns vor allem eine Riesenaufgabe gestellt, den deutschen Arbeiter in die deutsche Nation zurückzuführen. Wenn in der Zukunft die Frage an uns gerichtet wird: "Was schätzt Ihr denn als Eure größte Leistung ein?", dann kann ich nur sagen, daß es uns gelungen ist, den deutschen Arbeiter wieder in die Nation hineinzustellen und ihm klarzumachen: "Die Nation ist nicht ein Begriff, an dem Du keinen Anteil hast, sondern Du selbst bist Träger der Nation, Du gehörst zu ihr, Du kannst Dich nicht von ihr trennen: Dein Leben ist gebunden an das Leben Deines ganzen Volkes; das ist nicht nur die Wurzel auch für Deine Kraft, sondern auch die Wurzel für Dein Leben." Das macht uns stolz, daß wir unzählige Millionen Menschen, die seitwärts gingen, zum Teil neiderfüllt, zum Teil mit Haß auf den Teil sahen, der sich als national bezeichnete, nun wieder hineinführten in das Volk und damit zu Trägern des nationalen Gedankens machten. Millionen von ihnen waren doch nicht zufrieden mit dem Gedanken, daß sie Außenseiter sein sollten. Wir haben ihnen die Nation geöffnet und haben sie vereint mit all denen, die genau so wie sie in ihrem Volke, in der Nation ein hohes und höchstes Gut sehen, das von allen verteidigt werden muß, weil es für alle zugleich die Voraussetzung des Lebens überhaupt in sich birgt.

Wir haben dann weiter den Kampf für die Verständigung der verschiedenen Stände untereinander begonnen. Wir haben sie langsam näher gebracht. Und wenn man mir sagt: "Aber es ist noch lange nicht ganz gelungen" - nun, diese Bewegung ist auch noch jung. Sie wird vollenden, was sie begonnen hat.

Und dann kam unser Kampf für die deutsche Wirtschaft. Wir haben begonnen, Gesetze zu beseitigen, die die Wirtschaft hemmen. Wir haben begonnen, Steuern zu senken, die die Entwicklung der Wirtschaft verhindern. Wir haben begonnen, den Verkehr zu heben. Ein Riesenstraßennetz wird in Deutschland gebaut, gedacht für kommende Jahrzehnte und Jahrhunderte. Die Wasserstraßen werden genau so ausgebaut, und das bisherige Straßennetz wird ebenfalls in Ordnung gebracht. Wir versuchen, unseren Hausbesitz wieder intakt zu machen.

Wir haben den Kampf für die Sanierung unserer Finanzen aufgenommen. Gewaltige Umschuldungs- oder Entschuldungsprojekte sind verwirklicht oder in Vorbereitung.

Und wir haben dabei zugleich aber auch die Verwaltung gesäubert, haben die Korruption gepackt, und wo wir sie finden, wird sie herausgezogen. Wir haben damit zugleich begonnen, Unrecht auszugleichen, unverdiente, wahnsinnige Gehälter überall abzubauen, den Beamtenkörper selbst allgemein zu säubern. Es ist eine ungeheure Arbeit, die Monate und Monate geleistet wird. Wir haben ferner den Arbeitsdienst als eine Säule der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit einerseits und der Erziehung zur Volksgemeinschaft andererseits ausgebaut. Ein Riesenhilfswerk ist jetzt wieder organisiert. Frauen und Mädchen bringen wir wieder in die Ehe und damit aus den Betrieben, um Männer an ihre Stelle treten zu lassen. Wir haben die Volkserziehung auf eine neue Grundlage gestellt, für die Volksgesundheit und den Sport einen Kampf von in Deutschland nie gekannten Ausmaßen eröffnet.

Es ist ein Riesenprogramm der Arbeit auf allen Gebieten. Nicht theoretisch haben wir es aufgestellt. Ich kann wohl sagen: seit acht Monaten schuften wir Tag und Nacht für die Verwirklichung dieses Programms. Wenn wir die Arbeitslosigkeit zum erstenmal wieder um über 2¼ Millionen vermindern konnten, so überschätzen wir auch das nicht. Aber unsere Gegner sollen es gefälligst nicht unterschätzen. Was haben sie denn fertiggebracht? Unter besseren Verhältnissen haben sie das deutsche Volk in die Arbeitslosigkeit gestürzt. Ich kann nur sagen: Selbst wenn die eine oder die andere Maßnahme nicht hält, so werden wir vor der Geschichte wenigstens sagen können, daß wir nicht faul und nicht feige gewesen sind, sondern daß wir uns bemühten. In ein paar Monaten aber kann man nicht alles wieder gutmachen, was andere vierzehn Jahre lang verkommen ließen. Nein, es dauert seine Zeit.

Wir haben auch die Regierung stabilisiert. Es ist bei uns nicht so wie bei anderen Nationen, daß die Regierung heute abend nicht weiß, ob sie den morgigen Tag noch erlebt, weil die Parteien nicht einverstanden sein könnten. Wir haben den Mut, unserem Volk an Lasten das aufzubürden, wovon wir überzeugt sind, daß das Volk eben das an Lasten tragen muß. Wir sind entschlossen, nicht zu kapitulieren. Es wird eine Zeit kommen, da wird man nicht sagen: "Habt ihr denn damals die Zustimmung aller gehabt?", sondern man wird sagen: "Gott sei Lob und Dank, daß Ihr das getan habt; denn Euch ist wirklich die Auferstehung der Nation zu verdanken!" Das ist das Entscheidende. Wir sehen in die Zukunft und können auf lange Sicht disponieren, weil, solange der liebe Gott uns hier läßt, Menschen uns nicht so ohne weiteres beseitigen werden.

Und was tut die Welt? Sie hat in diesen acht Monaten uns heruntergesetzt. Was haben wir der Welt getan? Warum läßt uns die Welt keine Ruhe? Sie sagen: "Ja, bei Euch geschehen Greuel!" Die größten Greuel sind in Deutschland geschehen im Namen des Friedensvertrages von Versailles. Durch den Friedensvertrag von Versailles haben sich jährlich in Deutschland rund 20 000 Menschen das Leben genommen und das sind anständige Menschen gewesen, anständige Menschen, die nicht mehr leben konnten, weil ihnen dieser Vertrag alle Lebensaussichten und Lebensmöglichkeiten zerstört hat.

Wann ist überhaupt je eine Revolution so ohne Greuel vollzogen worden wie die unsere? In den Tagen, da bei uns die Revolution war, was es bei uns geordneter als in vielen anderen Ländern, die keine Revolution hatten. Wie viele Fahnen, deutsche Hoheitsabzeichen, Flaggen des Reiches sind in der Zeit nicht von Deutschen Konsulaten vom Pöbel heruntergerissen worden! Wo ist der Staat, der sagen kann, daß auch nur eine Fahne von ihnen von einem Konsulat oder von einem anderen öffentlichen Gebäude bei uns heruntergeholt worden wäre. Selbst wenn Greuel gewesen wären, wir könnten den Vergleich schon aushalten mit den Greueln der Revolutionen anderer Völker. Gewiß, wir müssen auch die Straßen absperren, aber nicht, weil das Volk die Regierung steinigen will, sondern höchstens, weil das Volk der Regierung zujubelt.

Ich gehe jederzeit ohne Polizeikordon in das Volk hinein. Man kann dort immer wissen, wo ich bin und gehe. Ich fürchte nicht im geringsten einen Angriff des Volkes. Im Gegenteil, ich habe höchstens Angst, daß mir einmal vielleicht ein kleines Kind vor den Wagen gedrückt werden könnte.

Und wenn ich die Greuel etwa der französischen Revolution heranziehe, so kann ich nur sagen: Wir haben jedenfalls keine Guillotine aufgestellt, wir haben keine Vendée in Deutschland geschaffen! Wir haben selbst die schlimmsten Elemente nur von der Nation abgesondert. Leider nimmt sie uns die andere Welt nicht ab; wir würden sie ihnen gerne zur Verfügung stellen.

In England erklärt man, man habe offene Arme für alle Bedrängten, insonderheit für die aus Deutschland herausgehenden Juden. England kann das auch! England ist groß. England hat ungeheure Gebiete. England ist reich. Wir sind klein, sind übervölkert, sind arm, haben keine Lebensmöglichkeit. Aber es würde noch schöner sein, wenn dann England seine große Geste nicht abhängig machen würde von 1 000 Pfund, sondern wenn es sagen würde: Es kann jeder herein! - so, wie wir das leider 30 und 40 Jahre getan hatten. Wenn auch wir erklärt hätten, nach Deutschland könne man nur herein unter der Voraussetzung, daß man 1 000 Pfund mitbringt oder mehr bezahlt, dann gäbe es bei uns überhaupt keine Judenfrage. Da sind wir Wilden wieder einmal bessere Menschen gewesen, weniger vielleicht den äußeren Erklärungen, wohl aber unseren Taten nach! Wir sind jetzt noch so großzügig und geben dem jüdischen Volke einen viel höheren Prozentsatz als Anteil an Lebensmöglichkeit, als er uns selbst zur Verfügung steht.

Allerdings vertreten wir neben dem Recht des auserwählten Volkes auch noch die Rechte des unterdrückten Volkes, nämlich des deutschen Volkes, denn dafür sind wir letzten Endes da! Das aber ist durchaus kein Greuel. Das deutsche Volk hat sich überhaupt für solche exaltierte Äußerungen seines politischen Lebens noch nicht geeignet, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart. Wenn ich in die noch nicht allzu ferne Zeit zurückblicke, dann muß ich sagen, daß z. B. der Kommunardenaufstand in Paris von der einen Seite mit sehr viel Petroleum und auch mit Morden durchgeführt worden ist und von der anderen Seite mit einer sehr großen Zahl von Füsilierungen. Ich möchte da gar nicht die Revolution in Rußland zum Vergleich heranziehen.

Sie sollen wirklich nicht von Greueln bei uns reden! Unser Volk geht ruhig seiner Arbeit nach. In unseren Städten herrscht mehr Ruhe und Frieden als jemals zuvor. Die Menschen sind glücklicher, als sie in den letzten Jahren je gewesen sind. Das einzige Unglück, das uns verfolgt, liegt außer uns: Es ist der Haß unserer Gegner.

Wir haben ohne Kampf natürlich nicht zur Macht kommen können. Allein wir haben diesen Kampf so diszipliniert durchgeführt, wie das keine Revolution vor uns außer der faschistischen getan hat. Allerdings, es sind die "Emigranten", die hier anderer Meinung sind. Es ist natürlich sehr angenehm, heute als Schieber und Wucherer mit einer politischen Fahne als Talar in der Weltgeschichte herumzureisen. Es ist etwas schönes, ins Ausland gehen zu können mit dem Nimbus und der Gloriole des vom Tode Bedrohten, während in Wirklichkeit bloß der Staatsanwalt in Deutschland hinter einem her ist. Und der kleine Teil der Emigranten, der wirklich aus politischen Motiven im Ausland ist? Ich muß gestehen: Wir sind glücklich, daß sie von uns weg sind! Wir sagen nicht: Liefert sie uns aus! Im Gegenteil, wir sagen nur: Behaltet sie, je länger um so lieber.

Es ist aber bisher nicht üblich gewesen, daß dieser Abschaum die öffentliche Meinung großer Nationen bestimmen und beeinflussen kann. Wenn es denkbar ist, daß in der Welt ein Braunbuch erscheint, in dem das ganze deutsche Volk in seiner Regierung auf das maßloseste beschimpft und geschmäht wird, so kann ich wirklich nur fragen: Was würden da wohl die Regierungen anderer Länder sagen, wenn das etwa in Deutschland geschähe? Was würde man wohl sagen, wenn in Deutschland propagiert werden dürfte, daß z. B. ein englischer Minister das englische Parlament angezündet hätte? Man würde erklären: "Das dulden wir nicht!" Wir haben genau dasselbe Ehrgefühl und wollen uns auch nicht von diesen Halunken so beschimpfen lassen.

Wir möchten die anderen Völker nur bitten, Elementen keinen Glauben zu schenken, deren einzige Mission es ist, die Völker gegeneinander zu hetzen. Und im übrigen ist es auch für die anderen Völker keine Ehre, wenn ein großes Volk wie das deutsche so beschimpft wird. Ich glaube, ich trete für die Ehre meines Volkes ein, indem ich auch die Ehre der anderen, die damals gegen uns standen, nicht besudeln und nicht heruntersetzen lasse. Ich glaube, es ist auch keine Ehre für ein Volk, wenn es ein anderes Volk, das ehrlich und fleißig sein will, das nur seiner Arbeit nachgehen will, beschimpfen läßt von Elementen, die nie einer anständigen Tätigkeit nachgingen, sondern immer nur lebten vom Säen der Zwietracht und von üblen wirtschaftlichen Geschäften. Und was heißt es, wenn man zuläßt, daß uns gegenüber ein Boykott organisiert wird? Welche wirtschaftliche Sinnlosigkeit ist es, wenn man heute gegen uns den Boykott organisiert! Ein Erfolg dieses Boykotts würde nur bedeuten, daß wir selbst dann weniger einkaufen könnten, als wir sonst einkaufen würden! Das Ergebnis ist ein wirtschaftlicher Wahnsinn. Ich fasse es als ein Zeichen der Besinnung der Welt auf, daß die hetzerischen Elemente auf diesem Gebiet keinen Erfolg haben, sondern daß die anständigen Völker sich in dieser Beziehung freizumachen beginnen. Es freut mich, daß in der letzten Zeit in England wie in Amerika mehr und mehr die Boykotthetze vergeblich wird. Aber wie lange soll die Diskriminierung unseres Volkes noch dauern? Entweder wir sollen gleichberechtigt sein, dann sind wir's! Oder wir sollen es nicht sein, dann sind wir's nicht! Mit Wortspielereien soll man uns nicht kommen; das lehnen wir ab.

Uns ist die Ehre viel zu wertvoll, als daß wir sie so leichtsinnig preisgeben wollten. Wir haben jetzt 15 Jahre gewartet. Daß wir Versprechungen nicht mehr vertrauen können, das ist nicht unsere Schuld. Wir vertrauten einst den Zusicherungen des Präsidenten Wilson. Die Welt wird nicht behaupten, daß sie gehalten worden sind. Wir haben dann vertraut den Versprechungen im Friedensvertrag. Die Welt wird nicht behaupten, daß sie gehalten worden sind. Und wir haben wieder bei unserem Eintritt in den Völkerbund darauf vertraut, daß man uns als Gleichberechtigte behandeln werde. Und die Welt kann wieder nicht behaupten, daß das gehalten worden ist. Jedenfalls niemals durch die Tat.

Wenn man aber dann erklärt, "man könne uns die Gleichberechtigung jetzt nicht geben, und zwar weil angeblich bei uns ein militärischer Geist herrsche", dann muß ich eines feststellen: Bald sagen sie, - wenn das zweckmäßig ist - in Deutschland geht alles drunter und drüber. Und dann heißt es wieder: Bei euch ist alles militärisch diszipliniert, wir fühlen uns dadurch bedroht. Ja, was sind wir nun eigentlich? Sind wir Wilde oder sind wir Disziplinierte? Bald heißt es: Das Volk ist unterdrückt von einer Horde von Usurpatoren - das sind wir. Dann wieder heißt es: die Usurpatoren, die reden natürlich vom Frieden, aber das Volk ist so kriegslüstern, dem Volk kann man gar nicht trauen. Je nach Bedarf! Die Welt zweifelt an unserer Friedensliebe. Wenn wir aber nun Erklärungen für den Frieden abgeben, dann sagt man wieder: diesen Erklärungen ist nicht zu trauen, wir verlangen Beweise. Wenn wir nach den Beweisen fragen, dann sagen sie, Frankreich fühlt sich bedroht! Gut! Vor dem ganzen Volk erkläre ich: Wir sind bereit, dem französischen Volk die Hand zur Versöhnung zu bieten! Nun aber schreibt die Presse: "Sie wollen uns von England wegziehen!" Sie schreibt weiter: "Eine neue Intrige wird gesponnen." Ja, was sollen wir denn nun tun? Ich weiß es: Für unsere Ehre eintreten, und hart eintreten, und nicht von dieser Ehre weichen!

Nach ihrem Willen soll die Abrüstungskonferenz einen Entwurf verwirklichen, auf Grund dessen die hochgerüsteten Staaten gerüstet bleiben, das abgerüstete Deutschland aber noch weiter abzurüsten ist, und nach Jahren sollen die Voraussetzungen für eine dann ins Auge zu fassende wirkliche Abrüstung u. a. geprüft werden. Dazu haben wir nur eines zu erklären: wir machen solche Methoden nicht mit!

Wir haben den Willen zum Frieden, wir sehen auch keine Konfliktsmöglichkeiten. Wir wollen mit England in Frieden leben, wollen mit Frankreich in Frieden leben, wollen auch mit Polen in Frieden leben. Mit Italien haben wir längst ein friedliches Verhältnis. Wir bewundern den großen italienischen Staatsmann, bewundern seine Mission, wir sind dankbar für die Unterstützung, die das italienische Volk uns in schlimmen Tagen immer gegeben hat. Wir wollen mit allen Frieden haben. Wir wollen aber auch, daß die anderen daraus endlich die Konsequenzen ziehen, und zwar ganz klare Konsequenzen.

Wir lassen uns weder als minderwertig behandeln, noch werden wir jemals etwas unterzeichnen, das wir nicht unterzeichnen dürfen, weil es ehrwidrig ist, noch lassen wir uns jemals durch irgendeine Drohung von diesem unseren Grundsatz abbringen. Wir können nicht anders handeln!

Wenn jemals ein Volk das Recht hat, sich auf den gnädigen Herrgott als Führer seiner Entschlüsse zu berufen, so kann es das deutsche Volk! Uns bleibt keine andere Wahl! Wir haben die Leiden der 15 Jahre hinter uns, haben gesehen, wohin sie unser Volk führten. Den Weg können und wollen wir nicht weitergehen! Tut, was ihr tun wollt, niemals werden wir an unserem Volk ehrlos handeln! Wir wissen, daß hinter uns die deutsche Nation steht! Wenn Männer auf eigene Verantwortung Unterschriften leisten, die sie nicht halten können, und wissen, daß sie sie nicht zu halten vermögen, oder die gegen ihre Ehre verstoßen, so mögen das diese Männer mit sich selbst abmachen. Wir können das nicht tun, weil wir durch die Unterschrift die Nation, die hinter uns steht, mit schänden würden. Ich für meine Person erkläre, daß ich jederzeit lieber sterben würde, als daß ich etwas unterschriebe, was für das deutsche Volk meiner heiligsten Überzeugung nach nicht erträglich ist!

Ich bitte das ganze deutsche Volk, wenn ich jemals hier irren würde, oder wenn das Volk einmal glauben sollte, meine Handlungen nicht decken zu können, dann kann es mich hinrichten lassen: ich werde ruhig standhalten. Aber niemals werde ich etwas tun, was gegen meine und die Ehre der Nation geht. Ich möchte nicht mithelfen, die deutsche Nation zu schänden. Wir wollen den Frieden, wir wollen die Verständigung, wir wollen aber auch unsere Ehre, unser gleiches Recht haben. Wir wollen uns nicht länger als zweitklassige Nation behandeln lassen.

Ich bitte, daß das deutsche Volk sich nun selbst zu dieser Auffassung bekennt. Ich habe nie vor dem Volk gezittert, ich habe stets die Auffassung vertreten, daß meine Handlungen vor dem ganzen Volke bestehen können. Es möge über mich urteilen, es möge über uns urteilen und möge über unsere Politik urteilen! Ich weiß, wie dieses Urteil ausfällt. Das deutsche Volk wird hinter uns stehen, denn seine Ehre ist auch unsere Ehre und unsere Ehre ist seine Ehre! Und die Welt wird sehen, daß die Ehre des deutschen Volkes keine schlechte ist.

Und so bitte ich Sie, diesmal - wirklich zum erstenmal in meinem Leben! - geben Sie uns nun Ihre Stimmen. Wir haben früher nie um Stimmen gebettelt, jetzt bitte ich Sie, nicht meinetwegen, sondern um des deutschen Volkes willen, geben Sie uns Ihre Stimmen. Holen Sie jeden Volksgenossen hin zur Urne, auf daß er mitentscheidet für die Zukunft seines Volkes und damit seiner selbst und seiner Kinder. Zum erstenmal nach 14 Jahren bitte ich Sie jetzt, geben Sie diese Stimme für dieses "Ja" der Gleichberechtigung, der Ehre und des wirklichen Friedens, und geben Sie damit zugleich die Stimme ab für den neuen Reichstag, der der Garant dieser Politik sein wird. Denn auf die Dauer kann man auch wirtschaftlich ein Volk nicht retten, wenn es politisch und moralisch zugrunde geht. Wir kennen nur ein Ziel auf der Welt: Nicht Haß anderen Völkern, sondern Liebe zu der deutschen Nation!

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